Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Barbara,
obwohl ich kein Kunst-Sachverständiger bin, sondern höchstens ein Kunstliebhaber, der seine Augen zum genauen und intensiven Betrachten benutzt, hast Du mich gefragt, ob ich für die heutige Ausstellungseröffnung eine Ansprache halten würde, und ich habe ohne langes Zögern zugesagt. Ich fühle mich geehrt und danke für Dein Vertrauen, aber Du wirst schon sehen oder hören, was Du davon hast.
Der Zweck einführender Worte soll wohl sein, den Besuchern die Person und das Werk der hier ausstellenden Malerin näher zu bringen, was ich nun versuche.
Zuerst zur Person:
Barbara vor der Brück wurde 1950 in Hagen geboren und hat schon als Kind ständig mit allen zur Verfügung stehenden Stiften und Farben Papier bemalt, ohne sich aber ihrer Passion, geschweige denn ihres Talents bewusst zu sein.
Anders ihr Vater, der schenkte ihr zum 14. Geburtstag ihre erste Staffelei, dazu Leinwände und Ölfarben. Aber anstatt mit riesengroßer Freude reagierte sie zunächst mit Ratlosigkeit. Was sollte sie denn darauf malen? Sie griff nach einem Lexikon, schlug es wahllos auf und landete auf einer Seite, die ein kleines Platon-Abbild zeigte. Sie malte es in entsprechender Vergrößerung auf ihre Leinwand und stellte erstaunt fest, dass es perfekt gelungen war; sie schien tatsächlich malen zu können.
Wann immer sie nun Gelegenheit fand, stand sie an ihrer Staffelei, so entstanden erste Werke in Öl und Kohle. „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“, sagt Karl Valentin. Und er hat Recht. Es folgte eine jahrzehntelange Pause, denn ihre Ausbildung, ein engagiertes Berufsleben und schließlich die Familie ließen eine intensive Beschäftigung mit ihrem Hobby nicht zu. Und diese erste Staffelei ist vermutlich bei Umzügen abhanden gekommen.
Die Bekanntschaft mit der Familie des Künstlers Gert Stüwe, der ihr Talent rasch erkannt hat und dem sie bis heute über seinen Tod hinaus in herzlicher Dankbarkeit zugetan ist, bescherte ihr dann die zweite Staffelei. Aber ihre freie Zeit reichte immer noch nicht für eine intensive Beschäftigung damit. Auch diese Staffelei ist irgendwie untergegangen.
Aber ihr Ehemann, der von ihrem bisherigen Werk begeistert war und ihr Weitermachen unterstützt, wie und wo er nur kann, schenkte ihr dann die dritte Staffelei. Und da aller guten Dinge drei sind, malt sie auf dieser bis heute und das mit Freude und Inbrunst, vor allem, seit das aktive Berufsleben beendet ist.
Einen Meilenstein in ihrer Entwicklung bildet die bekannte Künstlerin und Lehrerin Trees Buntenbach, bei der sie Gruppen- und Einzelunterricht erhielt und von der sie als eine der ganz wenigen Malerinnen die schwierige Öl-Trockenpinseltechnik erlernte, die sie vorzüglich beherrscht, wovon Sie sich anhand einiger Exponate überzeugen können.
Und damit kommen wir zu ihrem Werk.
Eine Vernissage ist ein Ort der Begegnung. Der Künstler verlässt den Schutzraum seines Ateliers und liefert sich fremden Betrachtern aus, was er einerseits wünscht und andererseits fürchtet.
Für Barbara vor der Brück ist Malen die Ausdrucksform ihrer Persönlichkeit. Für ihre künstlerischen Arbeiten scheut sie keine Herausforderung, und ihre Vielseitigkeit und Experimentierfreude mit Materialien, Techniken und Motiven kennt keine Grenzen. Und so schafft sie ihre Werke in Öl, Acryl, mit Blei- und Buntstift, Kohle, Tusche, Kreide, Wachs. Gekonnte Arbeiten mit dem Spachtel und wunderschöne zarte und ausdrucksstarke Aquarelle kommen hinzu.
In vielen ihrer Bilder ist eine enorme Intensität und Energie fühlbar und sichtbar, in anderen finden sie eine starke Plastizität und unglaublich feine Farbübergänge, zauberhaft wie Nebel.
Diese Ausstellung trägt die Überschrift „Gedankenspiele“.
Warum dieser Titel? Nun, die Bildtitel sind bewusst, mit Bedacht gewählt, aber auf die Frage, wie entstehen Deine Bilder, antwortet Barbara vor der Brück: „Ich stehe vor der Staffelei und will ein Schiff malen, ich fange an, und es wird eine Blume.“ Es scheint wie ein Spiel, bei dem weiß man auch nicht im Voraus, wie es ausgeht, jedoch nichts davon scheint zufällig zu sein.
Bilder sind zwar Objekte, aber sie kommunizieren mit Gefühlen; wir betrachten sie, wir ordnen sie ein, wollen entziffern, was die Malerin uns mitteilt, über uns, über sich selbst, die Welt. Nehmen Sie sich Zeit und lassen Sie ihre Seele auf das Bild wirken und das Bild auf Ihre Seele.
Nun noch zwei sachdienliche Anmerkungen:
Sollte der eine oder andere den Wunsch haben, das eine oder andere Bild immer um sich zu haben, man kann sie kaufen. In dem Fall wenden Sie sich bitte an die guten Geister vom Schlossverein. Im Übrigen finden Sie auf jedem Bild die Telefon-Nr. und Anschrift der Künstlerin.
Außerdem liegt hier ein Gästebuch bereit, in das Sie, liebe Besucher, bitte ihre Kommentare abgeben, gerne mit Namen und Anschrift.
Zum Abschluss möchte ich im Namen der Malerin danken für Ihren Besuch, den Betreibern für die Möglichkeit, diese Veranstaltung zu organisieren und allen voran ihrem Mann, ohne den diese Ausstellung und vieles Andere nicht zustande gekommen wäre.
Ihnen, den Anwesenden, danke ich für Ihre Geduld beim Zuhören und wünsche Ihnen eine angeregte und anregende Auseinandersetzung mit den Bildern von Barbara vor der Brück.